Gesundheit – Darf man Nieser unterdrücken?
- Christian Riedel
Wenn man ein Niesen unterdrückt, kann das Trommelfell platzen. Oder das Nasensekret wird direkt in die Nebenhöhlen gedrückt, wo es sich festsetzen und zu Entzündungen führen kann. Das sind zumindest zwei Gerüchte, die besagen, was eben passieren kann, wenn man einem Nieser seinen Weg nach draußen versperrt.
Niesen mit 150 Stundenkilometern
Und ganz unbegründet sind die Gerüchte nicht. Auch wenn es höflich sein mag, das Umfeld nicht mit seinen Keimen zu belästigen, sollte man besser nicht nach dem Motto „Nase zu und durch“ verfahren. Zwar sind ernsthafte Verletzungen eher unwahrscheinlich, Angst vor Schäden am Trommelfell oder platzenden Hirngefäßen muss man nicht unbedingt haben, dennoch kann man es nicht ausschließen.
Problematisch ist der Druck, der sich in den Nasenhöhlen aufbaut. Bei einem Niesen können Luft und kleine Tröpfchen mit bis zu 150km/h hinaus geschleudert werden. Das zeigt, welche Kräfte im Nasenraum wirken. Unterdrücken wir das Niesen nun, indem wir beispielsweise Nase und Mund zu halten, findet die Energie keinen direkten Weg nach draußen. Teilweise tut das richtig weh und es knallt in Nase und Ohren. Tatsächlich kann sich in den Nasenhöhlen so ein großer Druck aufbauen, dass Erreger in die Nebenhöhlen oder in Richtung Mittelohr gedrückt werden, wo sie für Entzündungen sorgen können. Zudem werden die bei einer Erkältung ohnehin bereits angegriffenen Schleimhäute gereizt, was zusätzliche Schmerzen verursachen kann.
Taubheit und Fehlgeburten
Eine Verschlimmerung der Erkältung und eine Mittelohr- bzw. Nebenhöhlenentzündung sind die häufigsten Komplikationen, die dadurch entstehen können. Diese sind auch relativ ungefährlich. Allerdings sind auch gravierendere Fälle bekannt. So haben Ärzte diagnostiziert, dass tatsächlich Menschen taub geworden sein sollen, weil sie ein Niesen unterdrückt haben. Andere schreiben von Blutgerinnseln im Gehirn, von Rissen in der Aorta oder sogar von Fehlgeburten. Sofern der Betroffene in dem Bereich operiert wurde, können Nähte oder Narben aufbrechen.
Auch wenn es unhöflich ist, sollte man daher ein Niesen nicht unterdrücken. Natürlich sollte man auch nicht mitten in den Raum niesen. Damit die Keime nicht an den Händen kleben bleiben, niest man besser in die Armbeuge. So werden dann auch die Mitmenschen von Erregern verschont und man muss keine Angst haben, taub zu werden.