Creme gegen Grippe – Endlich schmerzfrei impfen
- Christian Riedel
Bisher mussten Ärzte Impfstoffe auf eine Spritze aufziehen, um die Patienten vor Krankheiten zu schützen. Das hat aber mehrere Nachteile. Für den Patienten ist das schmerzhaft und für einige so unangenehm, dass sie eine regelrechte Phobie davor bekommen. Zum zweiten ist man auf einen Arzt angewiesen, der einem die Spritze setzt. Zum dritten ist das Aufziehen der Präparate kompliziert und recht teuer. Und schließlich können mit der Nadel immer Fremdkörper mit in den Körper gelangen. Das ist vor allem in den Ländern, in denen weniger hohe Hygienestandards vorhanden sind, ein gesundheitliches Problem.
Wissenschaftler des Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig sind nun dabei, eine einfache, kostengünstige und angenehmere Form der Impfung zu entwickeln. Statt mit der Spritze sollen die Impfstoffe durch eine Creme in den Körper gelangen können. Möglich macht es die moderne Nanotechnologie. In ersten Versuchen konnten die Forscher bereits Impfstoffe über die Haut verabreichen.
So funktioniert´s
Die Impfstoffe müssen irgendwie aus der Creme unter die Haut. Die Helmholtz-Forscher kamen dabei auf die Idee, bereits vorhandene Öffnungen zu verwenden und fanden dabei die Haarwurzeln, die so genannten Haarfolikelöffnungen. Hier können Wirkstoffe in den Organismus eindringen und die gewünschte Immunantwort auslösen. Als Verpackung für die Wirkstoffe dienen Nanopartikel, die sich in Hautfältchen und Haarfollikelöffnungen ablagern und von dort durch die Haut gelangen, ohne diese zu verletzen. Dabei nutzen sie den Umstand, dass die Follikel nicht komplett von Hornhaut umgeben sind und so den Weg in den Organismus frei machen.
Ein Problem stellte noch dar, dass eine ausreichende Menge des Wirkstoffs in den Körper gelangen muss. „Das ist über die Nanopartikel nicht möglich“, sagt Prof. Carlos Alberto Guzman, Leiter der Abteilung „Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie“ am HZI. „Wir lösen dieses Problem allerdings, indem wir neben dem Wirkstoff auch entsprechende am HZI entwickelte Adjuvantien mit den Nanotransportern verabreichen. Durch diese Zusatzstoffe wird die Immunantwort im Körper verstärkt.“ Das klappt, obwohl eigentlich zu wenig Antigene in den Körper gelangen.
Den Forschern ist es so gelungen, eine Impfung ohne Injektion zu entwickeln. Im Idealfall soll in Zukunft eine Hautcreme reichen, um den Patienten vor Krankheiten zu schützen. Dies ist nicht nur angenehmer für den Betroffenen, sondern auch einfacher in der Handhabung und günstiger in der Herstellung. Ein mögliches weiteres Anwendungsgebiet sind Desensibilierungs-Therapien bei Allergien. Insofern darf man gespannt sein, wann die erste Creme gegen Grippe auf den Markt kommt.