Kein Fingerspitzengefühl – Fingerschäden beim Volleyball
- Christian Riedel
Was dem Fußballer die Zehen sind dem Volleyballer die Finger. Ohne Gefühl geht gar nichts, umso schlimmer ist es, wenn die „Präzisionsinstrumente“ nicht mehr richtig funktionieren. Doch gerade bei Volleyballern, die viel, oft und hart gegen den Ball schlagen, kommt es oft zu kalten, blauen oder blassen Fingern. Woran das liegt, haben nun niederländische Mediziner herausgefunden. Ihnen war aufgefallen, dass verhältnismäßig viele Volleyball-Spieler mit ischämischen Fingern, also Fingern mit Durchblutungsstörungen, und Mikroembolien der Digitalarterien ihrer dominanten Hand, also kleinen Gefäßverstopfungen ins Krankenhaus kamen.
Ursache der Durchblutungsstörungen in der Schlaghand waren Veränderungen der Arteria circumflexa humeri posterior (ACHP), also der Schlagader im Schulterbereich. Laut den niederländischen Forschern kam es bei den Volleyballern übermäßig oft zu einer Kompression der ACHP.
Zu diesem Ergebnis kamen die niederländischen Forscher aus Amsterdam, nachdem Sie an 107 Volleyballern der ersten Liga entsprechende Fragebogen verschickten. 99 oder umgerechnet 93 Prozent schickten den Fragebogen zurück. Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass viele der Hochleistungssportler ähnliche Symptome aufwiesen. (http://ajs.sagepub.com/content/early/2012/08/24/0363546512456973)
Alleine die Tatsache, dass so viele Sportler den Fragebogen beantworteten zeigt, wie präsent diese Problematik bei den Sportlern ist. Noch erstaunlicher war das Ergebnis. Denn im Vergleich zu den „normalen“ Sportlern, waren diese Probleme bei den befragten Sportlern aus der ersten niederländischen Liga signifikant häufiger. Sogar viel häufiger als zu erwarten war.
Das Ergebnis
Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Volleyballer klagte über kalte Finger der Schlaghand während des Trainings oder des Wettkampfs. Bei 20 Prozent färbten sich die Finger weiß, bei 18 Prozent bläulich. Beinahe jeder achte Sportler hatte sogar alle drei Symptome auf einmal.
Der Grund laut Daan van de Pol und seinen Kollegen könnte darin liegen, dass beim Aufschlag sowie beim Schmettern der Kopf des Oberarmknochens (Humerus) die ACHP zusammendrücken. Dies führt in der Folge häufig zu Thromben im Gefäß bzw. zu einer aneurysmatischen Erweiterung, die die Emboli ausschwemmen. Aus der AHCP wandern diese dann in die Finger und verursachen dort die Durchblutungsstörungen.
Als Folge sollten die betroffenen Spieler regelmäßig ihre Gefäße checken lassen. Auch die Teamärzte können hier helfen. Um ein unnötiges Risiko zu vermeiden, sollte zudem die Krankheitsgeschichte der betroffenen Sportler gecheckt werden, um Verschlusskrankheiten an wichtigeren Gefäßen zu verhindern. Auch weitere Risikofaktoren wie Rauchen müssen hier berücksichtigt werden. Verhindern lassen sich die Gefäßveränderungen kaum. Daher ist es besonders wichtig, auf die Symptome zu achten, um sich vor gefährlichen Verschlusskrankheiten zu schützen.