Wasser in der Lunge – Ist Marathon wirklich gesund? thinkstockphotos.de

Wasser in der Lunge – Ist Marathon wirklich gesund?

  • Christian Riedel
Ob es gesund ist, einen Marathon zu laufen, ist schon länger fraglich. Schließlich wird der Körper an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gebracht oder sogar darüber hinaus. Eine aktuelle Studie der Marywood University (USA) gießt nun neues Öl in diese hitzige Diskussion.

Sport ist nur so lange gesund, solange man es nicht übertreibt. Das gilt nicht nur für Spitzensportler, sondern in großem Maße auch für den Marathon. Vor allem Läufer, die nach einem Crash-Kurs ihren ersten Marathon laufen, schaden sich, ihrem Körper und damit ihrer Gesundheit. Auch bei erfahrenen Marathonläufern kann diese extreme Anstrengung Schäden in Muskeln, Knochen und Gelenken verursachen.

Aber nicht nur der Bewegungsapparat ist durch diese enorme Ausdauerleistung bedroht. Auch die Lunge muss während der 42,195 Kilometer eine unglaubliche Leistung vollbringen. Teilweise haben die Teilnehmer noch Stunden nach dem Zielleinlauf Atemprobleme. Das liegt nicht nur daran, dass die Muskeln einen enormen Sauerstoffbedarf haben und die Lunge daher mehr arbeiten muss. Wie eine aktuelle Studie der Marywood University in Scranton/Pennsylvania ergeben hat, hat jeder zweite Marathonläufer am Ende des Rennens ein manifestes Ödem, also eine Wassereinlagerung in der Lunge. Dadurch wird die Lungenfunktion gestört und der Sauerstofftransport in den Körper verschlechtert sich.

Bei der Untersuchung der Universität unter der Leitung von Gerald Zavorsky wurde der Thorax von 26 Läufern, die am Marathon in Marywood teilgenommen hatten, dreimal geröntgt. Jeweils 19, 56 und 98 Minuten nach dem Zieleinlauf untersuchten die Mediziner den Brustkorb der Athleten. Was sie unter den Röntgenbildern fanden, hätte den einen oder anderen Arzt dazu veranlasst, die Sportler zur Beobachtung auf die Intensivstation im Krankenhaus zu verlegen oder sie zumindest medikamentös zu behandeln.

Krankenhaus statt Dusche


Denn jeder zweite Sportler wies Anzeichen für ein Lungenödem auf. Bei rund 20 Prozent der untersuchten Athleten mussten diese Ödeme als mittelschwer bis schwer eingestuft werden. Dies führt bei normalen Lungenpatienten in der Regel dazu, dass sie zur Behandlung und dauerhaften Überwachung auf eine Intensivstation eingeliefert werden.

Noch ist auch Zavorsky nicht klar, warum es während eines Marathons bei so vielen Athleten zu massiven Flüssigkeitseinlagerungen in der Lunge kommt. Eine mögliche Ursache, die Zavorsky vermutet, ist Salzmangel im Blut, eine andere eine vorübergehende Pumpschwäche des Herzens. Doch woran auch immer es liegt, die Gefahr für die Läufer ist massiv, auch wenn sich die Lungen aller Sportler wenige Stunden nach dem Rennen wieder normalisiert hatten und keine Therapie erforderlich war. Denn unbehandelt kann ein Lungenödem bei dem Betroffenen innerhalb weniger Minuten tödlich ausgehen.

Auch wenn die Kontrollgruppe sehr klein war, gab der hohe Anteil an Läufern mit Lungenproblemen einen deutlichen Hinweis darauf, dass diese extreme Belastung auch den Atemwegen schaden kann. Insofern hat die Diskussion, wie gesund ein Marathon ist, neue Nahrung bekommen.

Hier geht’s zur Studie: http://www.erscongress2012.org/mediacenter/news-release/item/433-marathon-running-could-trigger-pulmonary-oedema-development-in-the-lungs.html

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