Sind die Trainer schuld an Essstörungen?
- Christian Riedel
Eine wissenschaftliche Studie aus Spanien hat das Essverhalten von Sportlerinnen untersucht. Im Fokus der Wissenschaftler stand die Häufigkeit von Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie von spanischen Sportlerinnen. Insgesamt 283 Spitzensportlerinnen aus 20 Sportarten nahmen an der Untersuchung teil.
Mit zwei standardisierten Fragebögen und zwei Auskunftslisten sollten vorhandene Essstörungen und Ursachen dafür ermittelt werden. Mit untersucht wurde, ob Essstörungen dadurch beeinflusst werden, dass die Sportlerinnen ihren Körper in der Öffentlichkeit zeigen müssen und der Trainer Druck auf das Essverhalten, Gewicht und Erscheinungsbild ausübt.
Die Ergebnisse sind erschreckend: 20 Prozent der befragten Sportlerinnen zeigten Diagnosekriterien für Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und 2,5 Prozent für Anorexie (Magersucht). Die Werte sind 5-mal höher als bei gleichaltrigen Spanierinnen, die keinen Spitzensport betreiben.
Wie zu erwarten war, sind rhythmische Sportgymnastinnen, Turnerinnen und Eiskunstläuferinnen besonders gefährdet. Am häufigsten leiden jedoch Seglerinnen, Ruderinnen und Kanutinnen an Bulimie. Rund 33 Prozent sind von der Essstörung betroffen, gefolgt von den Schwimmern mit 31,6 Prozent. Am wenigsten gefährdet sind offenbar Leichtathletinnen und Langstreckenläuferinnen.
Sportlerinnen, die Ihren Körper in der Öffentlichkeit zeigen müssen, zeigten ein besonders schlechtes Essverhalten, wobei schlechtere Sportlerinnen sogar stärker gefährdet sind als gute. Auch zwischen Druck des Trainers und Essstörungen konnte die Studie einen signifikanten Zusammenhang feststellen.
Fazit: Eine medizinische Betreuung von Sportlerinnen aus bestimmten Sportarten halten die Forscher für genauso sinnvoll und notwendig, wie die Überwachung der Trainer und Verantwortlichen.
(International Journal of Sports Medicine, 2005)
Jörg Birkel