Worauf muss man beim Kauf eines Kletterschuhs achten? thinkstockphotos.com

Worauf muss man beim Kauf eines Kletterschuhs achten?

  • Nils Borgstedt
Das Sportklettern erlebt seit einigen Jahren einen riesigen Boom. Egal welche Spielart man betreibt, ob Sportklettern, Bouldern, alpines Klettern, die Schuhe sind ein zentraler Bestandteil der Ausrüstung. Worauf muss man beim Kauf eines Kletterschuhs achten?

Die Auswahl an Kletterschuhmodellen ist riesig – Schuhe zum Schnüren, solche mit Klettverschluss, Slipper, mit starker Vorspannung, mit geringer Vorspannung. Und hier liegt die Schwierigkeit. „Für jede Disziplin gibt es unterschiedliche Kletterschuhe“, erklärt Philipp Hahn, Fachberater in der Kletterabteilung des Sporthauses Schuster in München.

Vorspannung und Sohlendicke

Dennoch gibt es ein paar Dinge, die ein Kletterschuh grundsätzlich mitbringen sollte, unabhängig der Disziplin. Praktisch jeder Kletterschuh ist mit einem Gummirand oberhalb der Sohle versehen. Dieser verleiht dem Schuh Form und Vorspannung. Gemeinsam mit der über die Ferse gezogenen Sohle unterstützt er auch bei bestimmten Techniken, wie beispielsweise dem Hooken.

„Der Schuh sollte sehr eng am Fuß anliegen. Je enger der Schuh ist, desto mehr Kontrolle habe ich. Bildlich gesprochen stellt der Schuh praktisch eine zweite Haut dar, die sich nicht verschieben darf“, erklärt der Experte, „die Passform ist zunächst das A und O.“

Je nach Anforderung und Können sind unterschiedliche Schuheigenschaften notwendig. Sie unterscheiden sich in erster Linie bei Vorspannung und Sohlendicke. Für Anfänger beispielsweise eignet sich ein Schuh besser, dessen Sohle etwas dicker ist. „Diese Sohle gibt Stabilität, man muss den Schuh nicht ganz so eng tragen und gerade bei unausgereifter Tritttechnik hält der Kletterschuh länger, wenn man auch mal an der Wand entlangschrammt“, sagt Hahn. Die Vorspannung bei einem Einsteigerschuh geht gegen Null. Je höher das eigene Niveau, desto mehr ändert sich in aller Regel der Schuh. Die Übergänge sind dabei fließend. „Ein Profischuh verfügt über eine starke Vorspannung, zusätzlich über eine asymmetrische Drehung wodurch er noch enger am Fuß sitzt und die Kraft optimal auf die Zehen überträgt.“

Verschlusssysteme

Kletterschuhe gibt es zum Schnüren, mit Klettverschluss oder als Slipper. „Der Vorteil eines Schnürschuhs liegt darin, dass man ihn über die Schnürung sehr genau an den Fuß anpassen kann“, erklärt Hahn. Der Nachteil: Man braucht relativ lange zum an- und ausziehen. Da hat ein Klettverschluss-Schuh seinen Vorteil. „Ein Kletterschuh mit Klettverschluss lässt sich leicht an- und ausziehen. Gerade beim Bouldern [Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe, Anm. d. Red] sind solche Schuhe sehr beliebt“, erklärt der Experte.

Slipper haben weder einen Klettverschluss noch eine Schnürung. Ein Slipper ist allerdings nur für Fortgeschrittene zu empfehlen. „Ein Slipper muss richtig eng sitzen, da man keine Möglichkeit mehr hat, ihn über das Verschlusssystem anzupassen. Für Einsteiger sind solche Kletterschuhe daher nicht geeignet. Besonders gern werden Slipper zum Bouldern getragen. Gelegentlich kommen sie aber sogar auch in Alpinrouten zum Einsatz.“

Das Obermaterial

Es gibt Kletterschuhe aus Leder und solche aus synthetischen Materialien. Und auch beim Obermaterial bestimmt unter anderem das Einsatzgebiet, welches am besten geeignet ist. In langen Alpinrouten von sechs, sieben Stunden Dauer zum Beispiel ist ein Synthetikschuh eher ungeeignet. „Der Fuß kann schlechter atmen“, sagt Hahn und ergänzt schmunzelnd: „und er fängt einfach recht schnell an zu riechen.“ Dafür sind Synthetikschuhe formstabil und trocknen relativ schnell. Auch sind sie in der Regel so weich, dass sie nicht so viel Zeit brauchen, um eingeklettert zu werden.

Ein Lederschuh hingegen gibt erst mit der Zeit etwas nach. „Dadurch passt er sich insgesamt aber etwas besser an den Fuß an. Leder atmet außerdem mit und hält in der Regel etwas länger, wenn dickes Leder verwendet wurde“, zählt Hahn die Vorteile eines Lederschuhs auf. Nachteil: Der Schuh kann auch zu viel nachgeben und folglich nicht mehr eng genug sitzen. „Ich rate einem Kunden daher beim Lederschuh eher zu einem kleineren, auch wenn er bei der Anprobe vielleicht zu eng erscheint.“

Und damit wären wir bei der Schuhgröße. Nicht selten hört man, dass Kletterer ihre Kletterschuhe ein oder zwei Nummern kleiner kaufen, als sie in Straßenschuhen tragen. Das muss man nicht, sagt der Experte. „Das ist individuell unterschiedlich, von Person zu Person, von Hersteller zu Hersteller, von Modell zu Modell und sogar von Herstellungsjahr zu Herstellungsjahr. Da hilft nur anprobieren und reinschlüpfen.“

Zusammengefasst solltest Du folgende Fragen beantworten:

  • Was möchte ich Klettern? Routen oder Bouldern?
  • Wo möchte ich klettern? Halle oder Draußen?
  • Wie gut bin ich?
  • Wie oft möchte ich klettern?

 

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