IdeniXx: Kühlbekleidung im Test
- Jörg Birkel
Sport bei Hitze ist derzeit ein aktuelles Thema. Bei der Fußball-WM in Brasilien war das Thema Hitze ein ständiger Begleiter in der medialen Berichterstattung. Und auch die FIFA war um die Gesundheit der Spieler besorgt und hat an heißen Spieltagen zusätzliche Trinkpausen angeordnet.
Hitze ist leistungsmindernd
Ob die Fußballer durch die Hitze in Brasilien tatsächlich gesundheitlich gefährdet waren, ist schwer zu sagen. Der ehemalige Ironman-Hawaii-Sieger Normann Stadler konnte über die Trinkpausen jedenfalls nur lächeln und machte sich in sozialen Medien über die Spieler lustig. Schließlich musste er mehrfach in seiner Karriere die brütende Hitze auf Kona ohne zusätzliche Trinkpausen ertragen. Und zwar über 8 Stunden am Stück.
Dennoch hätte sich Normann vielleicht darüber gefreut, wenn es bei seinen beiden Hawaii-Siegen in den Jahren 2004 und 2006 bereits aktiv kühlende Bekleidung gegeben hätte. Denn eines steht fest: Steigt die Körperkerntemperatur, sinkt die Leistungsfähigkeit der Stoffwechsels.
Jede sportliche Aktivität führt bereits nach kurzer Zeit dazu, dass die Körperkerntemperatur steigt. Kommen noch Sonneneinstrahlung und hohe Außentemperaturen dazu, steigt die Temperatur weiter. Das gilt vor allem für lange anhaltende Ausdauerbelastungen.
Ab einer Temperatur von 39-41 Grad Celsius kann es zu einem massiven Leistungseinbruch und Hitzekollaps kommen. Man spricht auch von der Cut-Off-Temperatur. Diese ist individuell. Es gilt also, den Anstieg der Körperkerntemperatur zu bremsen, wenn man im Wettkampf möglichst sein bestes Ergebnis abrufen will.
Kann kühlende Bekleidung die Leistung verbessern?
Die ideale Temperatur für Marathonläufer liegt übrigens zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Steigt die Umgebungstemperatur über 15 Grad Celsius, sinkt die Leistungsfähigkeit. An diesem Punkt setzt die Firma IdeniXx an. Das Startup aus Bergisch-Gladbach hat eine aktiv kühlende Textillie auf den Markt gebracht, die über einen Zeitraum von bis zu 20 Stunden wirkt.
Eingearbeitet in Kopfbedeckungen, Pulsbändern oder T-Shirts befindet sich ein sogenannter Super-Absorber, der mit Wasser aktiviert wird. Vor der Benutzung taucht man die Bekleidung für ein paar Sekunden in Wasser und wringt anschließend die überschüssige Feuchtigkeit aus.
Für die nächsten Stunden verdunstet das im Material gespeicherte Wasser und sorgt so für eine natürliche Kühlung. Allerdings ist die Verdunstungsleistung gegenüber der Haut laut Hersteller um das tausendfache gesteigert. Seit fast 10 Jahren wird das Material bereits im Arbeitsschutz erfolgreich eingesetzt und bewahrt Stahlarbeiter und Feuerwehrleute vor dem Überhitzen.
Nun wagt IdeniXx den Schritt in die Sportwelt. Das Einsatzgebiet für Kühlung ist vielfältig. So gibt es zahlreiche Studien, die einen Nutzen von Kühlung vor, während und nach dem Sport beschreiben. Bisher gab es aber kein Produkt, dass sich wirklich unter Wettkampfbedingungen tragen ließ.
Innovation made in Germany
IdeniXx bietet seit einem Jahr kühlende Kopfbedeckungen, Armbänder und Shirts an, die sich auch während der Belastung nutzen lassen. Ob die Produkte halten, was der Hersteller verspricht, wollen wir in einer Versuchsreihe herausfinden.
Das Problem: Das subjektive Empfinden ist in Punkto Kühlung trügerisch. Die Wärme-/Kälterezeptoren in der Haut passen sich der Umgebungstemperatur an. Springst Du beispielsweise in einen Pool mit kaltem Wasser, fühlt sich das erste Eintauchen auch durchaus kalt an. Nach 5-10 Minuten ist die Umgebungstemperatur aber aushaltbar, weil sich der Körper begrenzt anpasst.
Dieses Phänomen haben wir auch in ersten Trageversuchen mit der Kühlbekleidung gespürt. Zieht man eine aktivierte Laufkappe erstmals an, spendet diese eine erfrischende Kühlung. Nach einigen Minuten lässt dieses Frischegefühl aber nach. Dennoch leiste das Material weiterhin seinen Dienst, sagt der Hersteller.
Wärmebildkamera macht Kühlung sichtbar
Im Arbeitsschutz wird das mit Wärmebildkameras nachgewiesen, die eindrucksvoll demonstrieren, welche Temperaturunterschiede bei einem Stahlarbeiter vorm Hochoffen mit und ohne Kühlbekleidung nach 10 Minuten Arbeit im Körper auftreten. Erste Versuche mit Profi-Sportlern gibt es ebenfalls.
Uns steht leider keine Wärmebildkamera zur Verfügung, weshalb wir auf andere Parameter zurückgreifen, um die Funktion der Kühlbekleidung zu testen. In einer Versuchsreihe läuft unser auf Mallorca lebender Redakteur Jörg Birkel eine festgelegte Strecke von 5 Kilometern in einem 5er-Schnitt. Er ist also eine Stunde unterwegs.
Über 30 Grad Außentemperatur und starke Sonneneinstrahlung sorgen dabei für extreme Bedingungen, welche die Bekleidung an den Rand ihrer Funktionsfähigkeit bringen sollen. Getestet werden ein Sunvisor, Pulskühler und ein T-Shirt von IdeniXx.
Zu Beginn und am Ende jeden Laufes wird die Körpertemperatur gemessen und das Gewicht des Probanden ermittelt. So können wir feststellen, ob durch die Kühlbekleidung die Schweißbildungsrate zurückgeht und der Anstieg der Körpertemperatur gebremst wird. Außerdem kontrollieren wir die Herzfrequenz.
Insgesamt stehen fünf Testläufe an:
- Im ersten Versuch läuft der Proband mit normaler Sportbekleidung ohne Kühlung.
- Im zweiten Versuch wird die komplette Kühlbekleidung direkt vor dem Start aktiviert und angelegt.
- Im dritten Versuch wird die aktivierte Kühlbekleidung zwecks Pre-Cooling im Kühlschrank zusätzlich runter gekühlt und eine halbe Stunde vor dem Lauf angelegt.
- Im vierten Versuch wird das Shirt zum Pre-Cooling, aber nicht beim Laufen getragen.
- Im fünften Versuch wird wieder ohne Kühlung gearbeitet, aber der Proband läuft ohne Oberteil, um die Wirkung der Sonneneinstrahlung direkt auf die Haut zu testen.
Wir sind auf das Ergebnis gespannt.