WM-Kolumne von Sean Dundee: "Der Schiri war nicht schuld" picture-alliance

WM-Kolumne von Sean Dundee: "Der Schiri war nicht schuld"

  • Redaktion
Es ist geschafft. Deutschland steht erneut im Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Was für ein unglaubliches Spiel. Das war echt Wahnsinn. Dass England schlagbar ist, habe ich ja schon letztes Mal gesagt, aber dass die Deutschen mit 4:1 gewinnen, hätte ich nicht gedacht.

Vor dem Spiel war ich richtig nervös. Ich bin davon ausgegangen, dass sehr schwer wird. Die englische Mannschaft ist sehr erfahren, ihre Akteure spielen alle in der Premier League, der besten Liga der Welt in meinen Augen. Aber von all dieser Erfahrung war nichts zu sehen. Deutschland hat sie richtig fertig gemacht. Das war einfach super. 

Schiedsrichter nicht schuld an Englands Niederlage

Natürlich muss man sagen, dass es für England sehr unglücklich war, dass Schiedsrichter Jorge Larrionda das Tor in der 38. Spielminute nicht anerkannt hat. Eine krasse Fehlentscheidung, die meiner Ansicht nach aber den deutschen Sieg nicht verhindert hätte. Deutschland hat verdient gewonnen. Sie waren klar überlegen und die spielbestimmende Mannschaft. Das deutsche Team hat endlich wieder so gespielt, wie sie es am besten können. Sie haben Ball und Gegner laufen lassen, schön kombiniert und taktisch unglaublich clever gespielt. Sie haben den Engländern nicht viel Platz gelassen und deren Defensivschwäche eiskalt ausgenutzt.

Diese Überlegenheit akzeptieren die englischen Fans und Experten. Das zeigt sich auch an den Reaktionen der Presse: Kaum jemand echauffiert sich über das nicht gegebene 2:2. Die Leistung der Three Lions selbst steht im Mittelpunkt der Kritik. Doch woran lag es, dass England vor allem defensiv so schwach war?

 

England – viele Stars, kein Team

Natürlich hat Deutschland gestern eine super Partie gespielt, aber erstaunlich war für mich doch, dass Englands Defensive so schlecht war. Spieler wie John Terry von Chelsea London, Matthew Upson von West Ham United, Ashley Cole, ebenfalls von Chelsea, und Glen Johnson von Liverpool sind Verteidiger mit Weltformat. Wie kommt es, dass sie sich so schlecht präsentieren? Die Gründe dafür sind in meinen Augen weniger bei den Spielern selbst zu suchen. Dass sie es besser können, beweisen sie in ihren Clubs. Entscheidend ist, dass England nicht als Team auftritt. Der Kader, den Trainer Fabio Capello für Südafrika nominiert hatte, war eine Ansammlung von klasse Einzelspielern, die aber nicht als Mannschaft funktioniert haben. Das ist ein Problem, das man schon länger bei England beobachten kann. Zusammen haben diese Stars selten richtig gut gespielt, und das hat sich hier bei der WM fortgesetzt. Sie haben die Vorrunde glücklich überstanden und bis zuletzt nach ihrer Form gesucht.


Deutschland – wenig Stars, ein Team

Auf der anderen Seite sieht man, was man mit mannschaftlicher Geschlossenheit und jungen Spielern erreichen kann. Viele aus Jogi Löws Team waren international nicht bekannt und/oder sind unerfahren. Man denke etwa an Thomas Müller, der seine erste Profisaison spielt. Oder an Mesut Özil, der eigentlich erst im Spiel gegen Australien international richtig auf sich aufmerksam gemacht hat. Dazu kommen die jungen, aber schon erfahrenen Schweinsteiger, Lahm oder auch Podolski.

Überzeugend war gestern aber wieder das ganze Team. Vor allem haben mir aber wieder Özil und Schweinsteiger sehr gut gefallen. Wie gut Schweinsteiger drauf ist und was er für dieses Team leistet ist unglaublich. Er spielt wichtige Pässe, kann den Ball halten, gewinnt seine Zweikämpfe. Das erwartet man von ihm und er setzt es super um. Bei Özil hat mir vor allem gefallen, dass er immer weiter gemacht hat. Auch wenn ihm ein paar kleinere Fehler unterlaufen sind, hat er nicht aufgesteckt, sondern immer wieder versucht den tödlichen Pass zu spielen. Und seine Laufstärke muss man herausstreichen. Als Lohn hat er ja dann auch das vierte Tor schön vorbereitet. Auch wegen Schweinsteiger und Özil haben es andere Mannschaften zur Zeit sehr schwer gegen uns.

Jetzt wartet Argentinien

Der eine Klassiker gegen England ist gerade vorbei, da wartet schon der nächste auf die Fans. Wie schon 2006 bei der WM in Deutschland, geht es im Viertelfinale nun gegen Argentinien. Deutschland und Argentinien zählen für mich zu den vier besten Teams, weshalb dieses Spiel für mich eigentlich das perfekte Halbfinale gewesen wäre. Wenn Jogi Löws Mannschaft wieder so eine Leistung wie gegen England abrufen kann, kann es auch gegen Argentinien klappen. Allerdings müssen sie die Räume noch enger machen, defensiv noch stärker spielen. Argentinien braucht nicht viele Chancen, um ein Tor zu erzielen. Gerade Lionel Messi, obgleich er noch nicht in Topform ist, kann ein Spiel alleine entscheiden, wenn man ihm zu viel Platz lässt. Die Mannschaft von Diego Maradona ist hier in Südafrika bisher überzeugend aufgetreten. Allerdings ist sie auch noch nicht richtig gefordert worden.

Ich freue mich auf das Spiel am Samstag, dass ich live im Green Point Stadium verfolgen werde. Hoffentlich geht das Spiel dieses Jahr genauso aus wie 2006. Dann wären wir im Halbfinale.

Euer Sean

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