Wer in Durban gewinnt, wird Weltmeister - Dundees WM-Kolumne
- Redaktion
Die „Urus“ haben in einem dramatischen Spiel für das Ausscheiden der letzten afrikanischen Mannschaft, Ghana, gesorgt. Das war ein unglaublich enges Spiel. Und Ghana war so nah dran am Halbfinale. Der Elfmeter in der letzten Minute der Verlängerung war ein richtiges Geschenk. Die Überraschung, erstmals eine afrikanische Mannschaft im Halbfinale zu sehen, war praktisch schon Realität. Aber: Asamoah Gyan hat verschossen und Uruguay im Elfermeterschießen gewonnen. Natürlich ist das Pech, aber letztlich muss man sagen, dass die Ghanaer selbst schuld sind, wenn sie solch eine Chance nicht nutzen.
Das erste Halbfinale: Niederlande gegen Uruguay
Trotz des, aus afrikanischer Sicht, traurigen Ergebnisses sind die Fans hier unglaublich stolz auf die Black Stars. Noch nie war eine afrikanische Mannschaft so knapp davor, unter die vier besten Mannschaften der Welt zu kommen. Auch der Stimmung insgesamt hier in Südafrika tut Ghanas Scheitern keinen Abbruch. Die Menschen freuen sich unheimlich auf die letzten Spiele.
Niederlande gegen Uruguay lautet also das erste Halbfinale. Holland hat in diesem Spiel die besseren Karten. Vor allem mit Arjen Robben haben sie eine sehr gefährliche Waffe, dazu Wesley Sneijder, der gegen Brasilien im Viertelfinale zwei Tore geschossen hat. Ich gehe davon aus, dass diese Offensive Uruguay vor zu viele Probleme stellen wird, obwohl die Südamerikaner bisher defensiv sehr gut standen.
Offensiv hat Suarez sein Team mit seiner roten Karte im Spiel gegen Ghana selbst geschwächt. Da er den Ball auf der Linie mit der Hand geklärt hat, ist er nun gegen die „Elftal“ gesperrt. Natürlich kann es bei einer WM immer eine Überraschung geben, aber ich denke, dass die Niederlande sich souverän für das Finale qualifizieren werden. Vielleicht kommt es ja zum Duell mit Deutschland. Doch zuerst müssten Jogis Jungs Spanien ausschalten – und das ist möglich!
Das zweite Halbfinale: Deutschland gegen Spanien
Bevor ich auf das Duell am Mittwoch gegen Spanien eingehen will, möchte ich nochmal das Spiel gegen Argentinien Revue passieren lassen. Was war das für eine Demonstration modernen Fußballs? Ich war im Stadion und es hat richtig Spaß gemacht, dieser deutschen Mannschaft zuzuschauen. Ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die so gut zusammen gearbeitet hat. Es gab einfach keine Schwachstelle bei den Deutschen. Auch wenn Schweinsteiger und Müller überragend waren, wäre es falsch, einzelne Spieler hervorzuheben. Jeder hat auf seiner Position sehr gut gespielt. Angefangen bei Manuel Neuer im Tor, bis hin zu Miroslav Klose im Angriffszentrum. Auch die Einwechselspieler haben sich nahtlos in das Spiel der Mannschaft eingefügt. Das war wirklich bemerkenswert.
Nachdem Spanien sich mit 1:0 im Viertelfinale gegen Paraguay durchgesetzt hatte, stand fest, dass es zur Neuauflage des EM-Finals von 2008 zwischen Deutschland und Spanien kommt. Die Iberer zu besiegen wird mit Sicherheit nicht einfach.
Das wichtigste ist, selbst kein Tor zu kassieren. Wenn Spanien führt und Deutschland hinten aufmachen muss, bekommt Spanien automatisch den Raum, den es für sein Kombinationspiel braucht. Um dieses Kombinationspiel zu unterbinden, muss das deutsche Team sich besonders um Xavi und vor allem Andrés Iniesta kümmern, die Lenker in der Zentrale. Genauso wie sie es im Spiel gegen Argentinien mit Messi gemacht haben. Die gesamte Defensive hat auch nach der Führung Messi keinen Raum zur Entfaltung gegeben.
Ideal wäre es natürlich, wenn wir erneut ein frühes Tor erzielen. Schon gegen England und Argentinien hatten wir ja dieses Glück. Ansonsten sehe ich die spanische Innenverteidigung als kleine Schwachstelle. Zwar sind Carles Puyol und Gerard Piqué ein eingespieltes Duo, sie sind beide für den FC Barcelona aktiv, aber sie sind nicht mehr die schnellsten. Unsere Stürmer und unser offensives Mittelfeld haben also einen Geschwindigkeitsvorteil, den sie ausnutzen müssen.
In der Defensive muss es Deutschland schaffen, dass sie die Spanier immer wieder nach außen drängen. Gegen Argentinien haben sie das schon super gemacht. Damit nehmen sie auch dem Toptorjäger von Spanien, David Villa (5 Tore) etwas an Gefahr. Klar ist Villa einer der stärksten Angreifer der Welt. Aber er kann seine Vorteile hauptsächlich auf dem Boden ausspielen, wenn er im Sturmzentrum ist. Bei hohen Flanken verliert er einiges von seiner Torgefahr.
Bitter für Deutschland ist sicherlich die Gelb-Sperre von Thomas Müller. Müller ist in absoluter Topform zurzeit. Dennoch wird es kein zu großes Problem für diese Mannschaft, ihn zu ersetzen. Ich denke, dass Piotr Trochowski vom Hamburger SV für den wahrscheinlich besten Nachwuchsspieler der WM in die Mannschaft kommt. Trochowski ist zwar nicht so torgefährlich, aber dafür spielt er gut nach hinten mit. Und das wird gegen Spanien mit diesem starken Mittelfeld sehr nötig sein. Alternativ könnte Jogi Löw auch Toni Kroos einsetzen, den wir ab nächster Saison wieder beim FC Bayern spielen sehen werden. Aber Kroos ist in meinen Augen nicht so bissig und kämpferisch stark wie Trochowski und deshalb wird er erneut auf der Bank sitzen. Zudem spricht für Trochowski, dass er Müller ersetzte, wenn dieser ausgewechselt wurde.
Ich denke, wer sich am Mittwochabend um 20:30 Uhr in Durban durchsetzt, wird sich die Krone des Weltfußballs aufsetzen. Und wenn es danach geht, wer bisher den schönsten und effektivsten Fußball bei dieser WM gespielt hat, dann müsste Deutschland Weltmeister werden. Hoffen wir, dass es klappt!