Wir müssen über guten Fußball sprechen, Christoph!
- Redaktion
netzathleten: Hallo Christoph, wir sprechen heute miteinander, um über guten Fußball zu reden. Es geht um das Viertelfinale gegen Argentinien…
Christoph Preuß: Ja, das kann wohl so sagen, dass wir über guten Fußball sprechen dürfen. Das war Leidenschaft pur, wie wir uns gegen Argentinien präsentiert haben. Es hätte wohl auch keiner gedacht, dass wir die einzelnen Spieler der Argentinier so gut in Schach halten können.
netzathleten: Eine gesunde Mischung aus Leidenschaft und Disziplin?
Christoph Preuß: Disziplin setzte ich als Deutscher jetzt mal voraus (lacht). Die sollten wir ja eigentlich immer haben. Einsatz, Disziplin - aber dieser schöne Fußball, das war natürlich ein Genuss, da zuzuschauen. Auch wenn man sich die Tore betrachtet. Einfach gut.
netzathleten: Ist man jetzt nicht geneigt zu sagen: Was soll jetzt eigentlich noch passieren?
Christoph Preuß: Naja, was immer mal passieren kann ist, dass man im nächsten Spiel nicht in Tritt kommt. Die Spanier haben ein tolles Kurzpassspiel und können dadurch immer eine Lösung finden, unser Spiel zu stören.
netzathleten: Kann es den Spielern auch langsam unheimlich werden, wie gut sie spielen? Das weltweite Medienecho, die tollen Ergebnisse gegen die ganz Großen des Weltfußballs… Kann das zu einer Blockade führen?
Christoph Preuß: Nein, warum sollte ihnen das unheimlich werden? Das ist doch genau das, was man braucht. Sich von einer Erfolgswelle tragen zu lassen. Und genau das passiert im Moment.
netzathleten: Müssen wir uns nun gegen Spanien eigentlich taktisch umstellen?
Christoph Preuß: Spanien hat durch die Bank eine tolle Mannschaft. Ein Mannschaft die funktioniert. Wie gesagt, ihr Kurzpassspiel eröffnet ihnen viele Möglichkeiten auch aus der Bedrängnis zu kommen, wenn es mal ganz eng ist. Vorne kommen sie genau dadurch auch immer wieder zum Abschluss. Das erfordert eine hohe Konzentration bei unserer Mannschaft. Deshalb wird man sich in diesem Spiel sicherlich wieder mehr auf den Gegner als Mannschaft, also als Einheit, vorbereiten müssen. Weniger auf einzelne Spieler, die man in Schach halten muss, obwohl ein David Villa natürlich auch eine immense Gefahr verbreitet.
netzathleten: Ihnen fehlt aber auch die große Durchschlagskraft bei diesem Turnier…
Christoph Preuß: Ja, aber das erinnert alles ein wenig an Italien vor vier Jahren. Da hat man ja gesehen, wo das hinführen kann. Mit minimalem Aufwand holten sie damals den Titel. Genau deshalb darf man Spanien jetzt nicht unterschätzen. Wenn sie ein frühes Tor schießen, können auch sie ein Spiel hoch gewinnen, dann hätten sie die richtige Welle erwischt.
netzathleten: Vor der WM hast Du die Europäer vorne gesehen. Lange Zeit sah es nicht so aus, jetzt stehen aber drei europäische Teams im Halbfinale, nur ein südamerikanisches. Woran liegt das?
Christoph Preuß: Das Blatt hat sich gewendet, in der Tat. Ich denke, der Titel geht auf jeden Fall nach Europa. Alle hoffen nun natürlich auf das Finale gegen Holland. Wenn es dazu kommt, glaube ich übrigens nicht an eine Entscheidung nach den regulären 90 Minuten. Dass jetzt drei Europäer unter den letzten vier stehen, ist auch den Begegnungen geschuldet. Brasilien und Argentinien hatten Pech, dass sie jeweils auf Mannschaften trafen, die in einer hervorragenden Verfassung sind. Am Wetter, also am südafrikanischen Winter, lag es sicher nicht. Die südamerikanischen Spieler kennen alle auch die härteren europäischen Winter und bereiten sich mittlerweile genauso akribisch auf ein Turnier vor, wie das die Europäer tun.
netzathleten: Dann würde ich sagen, wir gewinnen morgen Abend…
Christoph Preuß: …und hören uns dann zum Finale wieder. Hoffen wir, dass es genau so läuft!