Was bedeutet Motivation? Michael Teuber im Interview
Mit 19 Jahren erlitt Radrennfahrer Michael Teuber einen Autounfall und ist seitdem inkomplett querschnittsgelähmt. Im Oktober 2014 zertrümmerte er sich beim Training den Oberschenkel. Aufgeben und den Sport ad acta legen kam für Teuber trotz Rückschläge nie in Frage. Wir haben mit dem Laureus-Botschafter über seine Motivationsstrategien gesprochen.
netzathleten.de: Michael, was hat dich nach Deinem Unfall motiviert, wieder Sport zu machen?
Michael Teuber: Ich war vor meinem Unfall schon jemand, der leidenschaftlich gern Sport gemacht hat - daher wollte ich unbedingt zurück in den Sport. Während und nach der Rehabilitation habe ich versucht, mit allen Mitteln wieder auf die Beine zu kommen. Eines dieser Mittel war ein Hometrainer, der ein wichtiges Element in meiner Reha-Phase war. Wenn man auf dem Hometrainer sitzt, ist das Drehen der Beine eine einfachere Übung als das Gehen mit meinen gehandicapten Beinen.
netzathleten.de: Und wie kam es dann zur Profi-Karriere?
Michael Teuber: Während meiner zweijährigen Reha habe ich mein Training auf das Mountainbike fahren ausgeweitet. Das war auch ein Sprungbrett, um zurück in den Sport zu kommen. Ich habe dann auch mal eine Tour mit dem Mountainbike gemacht und hatte Spaß daran, im Gelände zu fahren. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass ich wortwörtlich fest im Sattel sitze und zur Zeit der Paralympics in Atlanta 1996 dachte ich mir, ich könnte versuchen, in einen Wettkampf einzusteigen.
netzathleten.de: Man merkt schon, ohne Motivation geht nichts. Wie würdest Du denn Motivation definieren?
Michael Teuber: Für mich ist Motivation ein sehr vielschichtiger Begriff. Motivation bedeutet Antrieb und da ist die Frage, wie man sich diesen verschafft. Wenn man sich Ziele setzt und sich diese immer wieder vor Augen hält, muss man natürlich gewisse Dinge tun, um diese erreichen zu können. Ich motiviere mich so, indem ich mein Training so gestalte, dass ich Freude daran habe. Ein anderer Faktor sind Erfolg und Anerkennung – beides fördert die Motivation. Das gilt übrigens auch im Alltag. Wenn man den Schwung und die Aussicht auf Erfolg aus dem Sport mit in den Alltag nimmt, dann ist man auch hier entsprechend motiviert.
netzathleten.de: Im Oktober vergangenen Jahres hast Du Dir eine schwere Verletzung zugezogen und Dir den Oberschenkel zertrümmert. Wie motivierst Du Dich nach Verletzungen?
Michael Teuber: Diese Verletzung war so schwer, dass ich nicht sicher sein konnte, ob ich wieder zur alten Form zurückfinde. Dann habe ich an die Paralympics 2016 in Rio gedacht. Ich habe mir also ein Ziel gesetzt, so war ich wieder im Wettbewerbsmodus. Für mich war zum Zeitpunkt der Verletzung klar, dass ich das, was ich liebe, – den Radsport – weitermachen will. Den Gedanken weiterzumachen, habe ich sofort umgesetzt, indem ich mir selbst gesagt habe, dass ich mich aus dieser Situation jetzt rauskämpfen muss und es weiter geht. Dann habe ich mir realistische Ziele gesetzt und meine Ansprüche für 2015 ein wenig runtergeschraubt. Für 2016 ist das große Ziel Erfolg in Rio. Es ist wichtig, dass du dich als Sportler von Rückschlägen nicht demotivieren oder bremsen lässt. Zudem unterstützt mich meine Familie und motiviert mich dadurch automatisch.
netzathleten.de: Wie kann man Motivation an andere weitergeben, zum Beispiel in den Projekten, die von Laureus unterstützt werden?
Michael Teuber: In den Laureus-Projekten wollen wir traditionelles Kind-Sein ermöglichen – eigentlich tobt sich jedes Kind gern beim Sport aus. Die Fähigkeiten, die die Kids beim Sport entwickeln, zum Beispiel Ehrgeiz, setzen sie im Idealfall auch im Alltag um. Die meisten kommen bereits motiviert zum Training. Wenn ich aus der Trainerperspektive denke, dann sollte man sich fragen, wie man das Training so gestalten kann, dass es motivierend wirkt. Die einfache Lösung: Das Training so gestalten, dass es nachhaltig Spaß macht. Freude am Sport und Spaß an der Aufgabe fördern das Durchhaltevermögen und den Ehrgeiz. Natürlich muss man dabei fokussiert und auch am Ball bleiben, wenn es mal nicht so rund läuft, um das große Ziel am Ende erreichen zu können. Auch hier gilt: Erfolge motivieren nachhaltig.