Wie alles begann – Laureus-Chairman Edwin Moses alle Bilder: gettyimages

Wie alles begann – Laureus-Chairman Edwin Moses

  • Redaktion
Edwin Moses, Doppelolympiasieger über 400m Hürden, war das Maß der Dinge in dieser Disziplin und blieb 122 Rennen in Folge ungeschlagen. Heute ist Edwin Moses Vorsitzender der Laureus Sport for Good Foundation. Zum Abschluss unserer Reihe „Wie alles begann“ sprachen wir mit ihm über seine eigene Jugend und wie die Laureus-Stiftung Kinder mit Sport unterstützt.

Edwin Moses wuchs in Dayton (Ohio) als Sohn sportlicher Eltern auf. Sein Vater spielte Football, seine Mutter Tennis. Von klein auf war er selber sehr aktiv und bekam eine umfassende schulische Ausbildung, auf die in seiner Familie großen Wert gelegt wurde.

netzathleten: Edwin, Laureus unterstützt benachteiligte Jugendliche. Du bist als Sohn eines Lehrerehepaares aufgewachsen. Wie verlief Deine Jugend?
Edwin Moses: Ich hatte eine großartige Zeit mit meinen beiden Brüdern. Wir hatten einen Park in der Nähe unseres Elternhauses, da spielten wir Football, Baseball oder Basketball. Wir waren ständig unterwegs, sind morgens losgezogen und erst abends wieder nach Hause gekommen und konnten tun, was wir wollten.

netzathleten: In Deinen jungen Jahren hattest Du keinen Manager. Wer hat Dich damals gefördert?
Edwin Moses: Es gab schon ein paar Menschen, die mich gefördert haben. Mein Highschool-Coach beispielsweise trug großen Anteil daran, dass mir die Leichtathletik so viel Spaß bereitete. Ich habe gelernt, das Training und die Wettbewerbe wirklich zu genießen – und zwar noch bevor ich ein erfolgreicher Sportler wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich ein Nichts. Ich war ein einfaches Highschool-Kind, war immer Durchschnitt, nie besonders herausragend. Aber ich habe den Sport genossen. Menschen wie mein Trainer sind es, die den Unterschied im Leben ausmachen, nicht unbedingt professionelle Manager. Als ich dann auf das College gewechselt bin, hatten wir dort nicht einmal eine Laufbahn. Anfangs hatten wir noch einen Trainer, aber der hat bald aufgehört. Nach der Highschool musste ich dann größtenteils selbst schauen, dass ich dabei blieb. Ich liebte ja diesen Sport und stellte dann mein Training selbst zusammen. Und ich musste selbst herausfinden, wie ich mich verbessern kann. Dadurch habe ich früh gelernt, dass Interesse und Leidenschaft für den Sport sehr wichtig sind. Auch, wenn man nicht vorne mit dabei ist. Ich gehörte damals nicht einmal zu den besten Läufern innerhalb meiner Altersklasse. Aber ich habe mich hochgearbeitet, weil ich den Sport geliebt habe.

netzathleten: Du hast dann eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, warst fast 10 Jahre lang ungeschlagen. Wie viele Opfer musstest Du in Deiner Jugend dafür bringen?
Edwin Moses: Zu meiner Zeit im College musste ich die meisten Opfer bringen. Ich hatte lange nicht so viel Spaß wie die anderen Studenten. Ich studierte Physik, das hat eine Menge Zeit in Anspruch genommen. Dazu das Leichtathletik-Training, das natürlich Energie gekostet hat, so dass ich am Ende des Tages immer müde war. Dadurch war ich nur selten auf Partys und hatte auch nur wenige Freunde. Aber ich wollte beide Dinge bestmöglich absolvieren und verzichtete deshalb auf eine Menge des gewöhnlichen Studentenlebens.

 

netzathleten: In wie weit helfen Dir Deine Erfahrungen aus der Jugend, die Bedürfnisse der heutigen Jugendlichen zu verstehen?
Edwin Moses: Schon meine Eltern waren sehr aktiv, wenn es um soziale und um Bildungsprojekte in unserer Heimatstadt Dayton ging. Ich habe als Kind schon bei vielen dieser Projekte mitgeholfen, meine Mutter unterstützt und beobachtet. Da habe ich schon viel von meinen Eltern mitbekommen.

netzathleten: Wie wichtig ist Dir persönlich die Arbeit für die Laureus Sports for Good-Stiftung?
Edwin Moses: Sehr, das ist doch klar. Ich habe ja nach meiner Sportler-Karriere noch einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht, daraufhin fünf Jahre bei einer Investment Bank gearbeitet. Das hat mich überhaupt nicht befriedigt. Dann ist Laureus entstanden und wir starteten das Projekt bei null. Anfangs war das natürlich eine große Anstrengung, aber was sich daraus inzwischen für eine weltweite Bewegung entwickelt hat, wie viele Projekte wir betreuen und unterstützen, wie vielen Jugendlichen auf der Welt wir wirklich helfen können. Das erfüllt mich mit großer Freude.

netzathleten: Welche Werte will Laureus denn den Jugendlichen mit auf den Weg geben?
Edwin Moses: Wir wollen keine Spitzen-Athleten aus den Kindern machen. Wir nutzen lediglich den Sport als Hebel, mit dem man im Prinzip allen Kindern helfen kann. Und wir haben weltweit viele Probleme, mit denen Kinder heute konfrontiert sind. Die Armut in den Favelas von Rio, Jugendkriminalität und Gangs in den Großstädten, HIV in Afrika, Kinder die als Soldaten in kriegerische Einsätze geschickt werden. Durch den Sport lernen die Kinder natürlich auch dessen wichtigste Werte kennen, können sich auch neue Ziele setzen, Hoffnung schöpfen.

netzathleten: Vielen Dank für das Gespräch, Edwin.

Das Interview führten Derk Hoberg und Nils Borgstedt

 

Hintergrundfarbe Laureus

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten