Resoluter Rodzilla - Dennis Rodman de.wikipedia.org/Tuomas Venhola

Resoluter Rodzilla - Dennis Rodman

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Er versuchte, sich umzubringen, wrestlete nach seiner Karriere, und es gibt mehr Bilder von ihm abseits des Feldes als auf diesem. Dennis Rodman ist ein Unikum.

Als Todd Bridges alias „Mr. not so perfect“ drei Sekunden auf dem Boden liegen bleibt, ist es vorbei. Dennis Rodman alias „Rodzilla“ ist der erste Sieger des von Hulk Hogan initiiertem Celebrity Championship Wrestlings, kurz CCW. Dieser Auftritt passt zu Rodman, der schon immer als verrückt gegolten hat – und dies nicht erst seit seinen zahlreichen Tattoos oder Piercings. Schon in jungen Jahren ist Dennis Rodman ein Freak.

„Wir spielen hier nicht wie Weicheier!“ – Dennis Rodman

Geboren in Trenton, New Jersey, als Sohn eines Vaters, der 27 Söhne mit vier verschiedenen Frauen bekommen sollte und Vietnam-Veteran war, wächst Dennis Rodman in einem Armenviertel in Dallas auf. Sein Vater verlässt die Familie, als Dennis noch drei Jahre alt ist. In seiner Schulzeit ist er, auch wegen seiner kleinen 1,68 Meter als Freshman, in keinem Sport besonders gut. Nach seinem Abschluss arbeitet er sogar nur als Hausmeister am Flughafen von Dallas/Fort Worth.

In dieser Zeit wächst er aber bis auf 2,03 Meter. Er probiert es nochmals an einem kleinen College (Cooke County College in Texas) mit Basketball, fliegt aber aufgrund schlechter Leistungen an der Uni nach einer guten Saison (17,6 PpG, 13,3 RpG) aus dem Team. Doch Rodman gibt nicht auf und spielt an einer noch kleineren Universität weiter (Southeastern Oklahoma State University). Das Basketballteam dort tritt nur in der NAIA (National Association of Intercollegiate Athletics) an, ein Sportverband für Uni-Sport der kleinen Colleges. Dort legt Rodman in drei Saisons fast 26 Punkte und 16 Rebounds pro Spiel auf. Schließlich meldet er sich zum NBA-Draft 1986 an und gewinnt auf einem Pre-Draft-Camp den MVP-Award. Dank seiner starken Rebound-Qualitäten draften die Detroit Pistons ihn an 27. Stelle.

Das Team, auf das Rodman trifft, ist bereits sehr stark besetzt. Mit Isiah Thomas und Joe Dumars haben die „Bad Boys“ zwei Edel-Verteidiger im Backcourt und im Frontcourt mit Bill Laimbeer einen rücksichtslosen Center. Dieses Team, geführt von Head Coach Chuck Daly, kämpft sich, im wahrsten Sinne des Wortes, bis an die Ligaspitze. 1989 werden die Pistons zum ersten Mal in ihrer Franchise-Geschichte NBA-Champ, als sie die Los Angeles Lakers in der Final-Serie ohne eine einzige Niederlage bezwingen. Sie spielen hart und teilweise auch dreckig, aber sie gewinnen. „Wir legten unseren Fokus nicht auf die Offensive. Wir konnten offensiv spielen, aber wir dachten, gegen die Hall-Of-Fame-Trios aus Boston oder Los Angeles (in Boston spielen derzeit Larry Bird, Kevin McHale und Robert Parish, Los Angeles Kareem Abdul-Jabbar, Magic Johnson und James Worthy, Anm. d. Red.) konnten wir das nicht. Also spielten wir physischer, was manche Leute nicht mochten. Wir stellten uns sehr defensiv ein und wurden ein großartiges Rebounding-Team auf jeder Position“, sagt Daly dazu später.

Auch Rodman trägt einen großen Teil zur Meisterschaft bei. Er wird zum ersten Mal ins All-NBA-Defensive-Team berufen. Dies hat er sich nicht nur mit neun Rebounds in 26 Minuten pro Spiel, sondern auch mit unendlicher Energie verdient. Er ist offensiv stark limitiert und so ist seine Daseinsberechtigung in der besten Liga der Welt ein perfektes Defensivverhalten: das richtige Bewegen und die nötige Aggressivität. Gegner geben den Rebound schon auf, als sie den schrillen Rodman bereit stehen sehen.


In der darauffolgenden Saison verlässt der Starter auf der Position des Power Forwards, Rick Mahorn, die Pistons. So übernimmt Rodman die Rolle in der ersten Fünf und greift sich durchschnittlich mehr Rebounds (9,7 RpG), als er Punkte (8,8 PpG) macht. „The Worm“, wie er inzwischen genannt wird, ist einer der härtesten Arbeiter der gesamten Liga, dies wird mit dem „Defensive Player Of The Year“-Award honoriert. Die Pistons besiegen im Conference-Finale des Ostens erneut Michael Jordans Chicago Bulls, in sieben Spielen, und schlagen in den NBA Finals die Trail Blazers aus Portland (4-1).

1991 wird die Rivalität zwischen den Chicago Bulls und den „Bad Boys“ aus der Motor City immer größer. Erneut treffen die beiden Teams im Eastern-Conference-Finale aufeinander, was als Vorentscheidung für die NBA-Meisterschaft gilt. Die Taktik der Pistons, Jordan hart anzugehen und ihn so verzweifeln zu lassen, ist die letzten Jahre noch aufgegangen. So sind die Bulls seit der Errichtung des Palace Of Auburn Hills 1988 nur in zwei Spielen gegen Detroit erfolgreich, die anderen 13 Begegnungen werden verloren. In einem der gewonnen Spiele fehlt zudem der Star der Pistons, Isiah Thomas.

Doch in den Playoffs von 1991 realisiert Jordan, dass er ohne den Ball zu passen, nie gewinnen könne. Also vertraut er seinen Mitspielern und die Pistons werden in vier Spielen geschlagen. Doch das Team aus Detroit, allen voran Rodman, lässt seinen Aggressionen im bereits verlorenen vierten und letzten Spiel freien Lauf und so foult Rodman Scottie Pippen erst hart und schubst ihn dann derart, dass er in die Zuschauer fällt und danach die Orientierung verliert. Rodman ruft nur: „Glaubt ihr, dass das was ist? Ich mach’s nochmal! Das macht keinen Unterschied für mich! Wir wollen hier keine Weicheier und er ist ein Weichei. Ich krieg’ ihn nochmal. Er wird noch härter runterkommen, und guckt dann, ob ich mich dafür interessiere. Wir spielen hier nicht wie Weicheier!“.

Doch das alles nützt nichts und Rodman und die Pistons scheiden aus. Es ist das Ende der „Bad Boys“-Ära, obwohl Rodmans nächste Saison seine bisher beste sein sollte: Er greift sich mit 18,7 Rebounds pro Spiel die meisten Bälle von den Brettern seit Wilt Chamberlain – der ganze 13 Zentimeter größer als Rodman gewesen ist und in seiner Zeit alle Gegner ähnlich überragt hat – in der Saison 1971/72 durchschnittlich 19,2 Rebounds markiert hat.. Der „Wurm“ holt sich in einem Spiel unglaubliche 34 Rebounds und wird am Ende der Saison ins All-NBA-First-Team berufen. Doch sein Team fliegt trotz alledem schon in der ersten Playoff-Runde gegen die New York Knicks raus (2-3). Die folgende Saison sollte sowohl für Rodman selbst, als auch für die Detroit Pistons eine turbulente werden. Im Dezember 1992 trennt er sich von seiner Frau Annie Bakes nach nur drei Monaten Ehe. Im Mai 1993 wird Rodman schlafend in seinem Auto gefunden, mit einem geladenen Gewehr in der Hand. In seiner Biographie schreibt er vier Jahre später, dass er an Selbstmord gedacht habe. Letztlich fordert er einen Trade und wird Anfang Oktober nach San Antonio transferiert.


In der Saison 1993/94 bringt der „Wurm“ durchschnittlich 17,4 Rebounds, aber gerade mal 4,7 Punkte pro Spiel aufs Parkett. Diese Statistiken deuten an, wie hart er gearbeitet hat und wie wenig er eigentlich Basketball spielen konnte. 1995 wird Rodman schließlich zu den Chicago Bulls getradet, wo er Härte bringen und den durch den Abgang von Horace Grant frei gewordenen Platz als Power Forward ausfüllen soll. In der 72-Siege-Saison der Bulls ist Rodman zum fünften Mal hintereinander bester Rebounder der NBA. In den Finals stellte er den Rekord für die meisten Offensiv-Rebounds mit elf gefangenen Abprallern gleich zweimal ein und greift seinen dritten Ring ab.

Im Januar 1997 sorgt der Forward jedoch wieder für negative Schlagzeilen: Er tritt einen Kameramann in den Schritt, muss 200.000 Dollar Strafe zahlen und dazu noch elf Spiele aussetzen. In der Offseason 1997 nimmt er an der World Championship Wrestling teil, zusammen mit seinem Freund Hulk Hogan, der auch das CCW organisiert. 1998 holt der schon 37-Jährige seinen siebten und letzten Reboundtitel, und bringt sich während der Finals erneut in Trubel, indem er vor Spiel vier gegen die Utah Jazz lieber wrestlet als trainiert. Trotzdem gewinnen die Bulls dank Jordans letztem Wurf im Bulls-Dress den Titel und Rodman seine fünfte Meisterschaft. Erneut geht er in der Offseason wrestlen, diesmal kämpft er sogar gegen Jazz-Forward Karl Malone. Langsam aber sicher klingt die Karriere des Dennis Rodman aus, kurze Auftritte bei den Los Angeles Lakers und Dallas Mavericks sind seine letzten NBA-Stationen, danach folgen wenige Wrestling-Jahre und klägliche Comeback-Versuche in England und Finnland.
Letzten Endes trifft Scottie Pippen es 1991 ziemlich gut: „Ich glaube, er hat mentale Probleme. Wirklich. Ich mag ihn nicht, aber ich glaube, er ist krank und es ist einfach nicht richtig, dass es solchen Leute erlaubt ist, frei auf den Straßen herumzulaufen. Sie sollten ihm etwas Hilfe geben. Der Typ ist schlichtweg verrückt.“ Der „Wurm“ beweist dies mit einem Beinahe-Selbstmordversuch, bizarren Haarfärbungen, einer Menge Tattoos und etlichen Eklats.

Dennis Rodman holt mit seinen 2,03 Metern über seine Karriere 13 Rebounds und ist einer der beste Rebounder aller Zeiten, hat aber trotzdem nie so wirklich gut Basketball spielen können. In der Highschool sagt er noch, er könne nicht einmal einen Korbleger treffen. Er verteidigt, greift den Rebound ab, passt zu seinem Aufbauspieler und wird in der Offense zum Rollenspieler. Das Arbeitstier macht sein mangelndes Talent mit Einsatz, Emotionen und Hustle-Plays gut. Viele mögen „Rodzilla“ regelrecht gehasst haben, aber er ist eine einzigartige Type, die es so noch nie gegeben hat und die man in der heutigen NBA schmerzlich vermisst. Er ist hart, dreckig und einfach nur verrückt gewesen. Dies hat auch „Mr. not so perfect“ spüren müssen.

Johannes Goedeking, crossover-online.de

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