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Alonzo Mourning - Krieger vieler Schlachten

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Im Januar 2009 trat mit Alonzo Mourning einer der besten Center der jüngeren NBA-Historie ab. CROSSOVER blickt zurück auf die Geschichte eines besonderen Basketballspielers und Menschens.

Glaube, Fokus, Triumph. Eine einfache Formulierung. Eigentlich nicht viel mehr als eine Worthülse; durch Glaube und Fokus gelingt schließlich der Erfolg, so die einfache Gleichung. Im Fall von Alonzo Mourning bekommt dieser Wortlaut jedoch eine andere, glaubhafte Bedeutung. Wer durchlebt hat, was er erfuhr, dem wird ein solches Lebensmotto abgenommen (Mourning veröffentlichte im vergangenen Herbst die Autobiografie „Resilience - Faith, Focus, Triumph“).


„Alonzo wird immer das Spiegelbild dessen sein, was man selbst gerne sein würde“, prophezeit Miami-Heat-Präsident Pat Riley, als die Center-Legende, die am 8. Februar 39 Jahre alt wird, am vergangenen Donnerstag in Miami ihren Rücktritt vom Profisport bekannt gab. Damit endet ein finaler Kampf Mournings, um noch einmal, sei es nur für wenige Sekunden, auf dem NBA-Parkett stehen zu dürfen, vorzeitig. Letztendlich erkannte er, dass dieser letzte Anlauf zu einem Comeback nicht mehr von Nöten war, ändert die jetzige Aufgabe in Form des Karriereendes doch nichts mehr daran, wie der Basketballer und Mensch Alonzo Mourning in Erinnerung bleiben wird: als Krieger mit stets großem Herz und Einsatz.

Basketball von der Pike auf

Mourning wächst in dem beschaulichen Städtchen Chesapeake im Bundesstaat Virginia, abseits der Armenviertel der Großstädte, auf. Als Alonzo zwölf Jahre alt ist, wollen sich seine Eltern scheiden und ihren Sohn entscheiden lassen, bei welchem Elternteil er wohnen möchte. Der junge „Zo“ trifft eine Wahl, die wohl nur die wenigsten Kinder überhaupt in einer solchen Situation treffen würden: Er beschließt, beiden Eltern den Rücken zu kehren und bei einer Pflegefamilie zu leben. „Ich liebte sie beide innig, aber mit zwölf Jahren war es für mich schwierig, zu wählen, mit wem ich zusammenleben wollte“, versucht Mourning Jahre später, als er in der TV-Sendung Hour of Power Gast ist, seine damalige Entscheidung zu begründen. Er landet schließlich bei Fannie Threet, einer Bekannten der Familie Mourning.


Der junge Alonzo hat an seiner eigenen Entscheidung in der Folgezeit schwer zu knabbern. Er läuft zunächst oftmals weinend von der Schule nach Hause und spricht mit niemandem. Mit der Zeit bringt ihn seine emotionale Ader immer öfter in Schwierigkeiten. Zu seiner Pflegemutter hat er jedoch einen guten Draht („Sie war sehr fürsorglich und hat mein ganzes Leben beeinflusst“, so Mourning). Threet ist es auch, die sich darum kümmert, dass Zo mit Freunden zum Basketballspielen geht. Zwar agiert er auf dem Feld zunächst eher unbeholfen, mit der Zeit findet er jedoch Gefallen an dem Sport. „Die Leute lachten mich zu Beginn aus, doch das sorgte dafür, dass ich härter an mir arbeitete“, erzählt Mourning dem Magazin Boy‘s Life. Er nimmt am Basketballtraining seiner Schule, der Indian River High School, teil und entwickelt mit der Zeit ein für sein Alter gut ausgebildetes Spiel in der Zone. Die Folge ist, dass er als High-School-Junior die Indian River High zu 51 Siegen in Folge und der Staatsmeisterschaft in Virginia führt.

In seinem letzten Jahr an der High School ist das mediale Interesse so groß wie nie zuvor. Viele überregionale Tageszeitungen berichten nun über Mourning, College-Coaches aus dem ganzen Land kommen nach Chesapeake, um das 2,08 Meter große Kraftpaket spielen zu sehen. „Es war am Anfang zwar aufregend, aber schwierig, die Dinge nüchtern zu betrachten“, meint Mourning später. Alles Werben der Hochschulen ist umsonst, weiß der mittlerweile 18-Jährige doch längst, wohin es gehen soll: nach Washington D.C., an die dort ansässige Georgetown University, die bereits Mournings Vorbild, NBA-Star Patrick Ewing, besuchte. Zuvor wird Mourning jedoch noch eine große Ehre zuteil: Er wird zu den Tryouts für das Olympia-Team 1988 eingeladen, bei denen er sich im positionsinternen Duell mit Idol Ewing messen darf. Zwar schafft es Mourning nicht in den Olympia-Kader, allerdings gelingt ihm im Training ein spektakulärer Dunk über den Knickerbocker, den er als „einen der größten Momente meiner Karriere“ betitelt.


Als sich Mourning für seine Freshman-Saison im Spätsommer 1988 in Georgetown einfindet, trifft er auf einen jungen Center aus Afrika. Dikembe Mutombo beginnt wie auch Mourning seine Zeit als Absolvent des Basketball-Programms der „Hoyas“, die neben Pat Ewing bereits den späteren All-Star Eric „Sleepy“ Floyd hervorbachten. Zwischen dem gebürtigen Kongolesen Mutombo und „Zo“ entwickelt sich eine Freundschaft fürs Leben.


Auf dem Feld läuft es von Beginn an gut für Mourning. Während sein Kumpel Mutombo meist nur die Bank wärmen darf, besticht Mourning sofort mit starken Leistungen. 13,1 Zähler, 7,3 Rebounds und 4,9 Blocks reißt er im Schnitt in seiner Freshman-Spielzeit ab, seine 169 Blocks sind bis heute Team-Rekord. Seine Eltern und Pflegemutter Fannie Threet sorgen zudem dafür, dass Mourning auch seinen Aufgaben als Student der Soziologie nachkommt. Dennoch macht er auch negative Schlagzeilen: Mourning wird an Abenden vor Spielen der „Hoyas“ bei wilden Feiern aufgespürt, legt sich immer wieder mit Gegen- und Mitspielern an und muss sogar vor Gericht – wenn auch nur als Zeuge bei einem Drogen-Prozess. In seinem zweiten Jahr in Georgetown gerät der Center sogar kurzfristig an den Pranger, weil er einen israelischen Gegenspieler mit antisemitischen Bemerkungen beleidigt haben soll.

Nichtsdestotrotz schreitet seine Entwicklung als Basketballer weiter voran. Gemeinsam mit Mutombo bildet er in den Saisons 1989/90 und 1990/91 eines der besten Inside-Duos des Landes. Nachdem sich Mutombo 1991 vorzeitig in die NBA verabschiedet hat, explodieren Mournings Statistiken endgültig: 21,3 Zähler und 10,7 Rebounds im Schnitt weiß er in seiner Senior-Saison zu verzeichnen, die Auszeichnungen, unter anderem zum Spieler des Jahres in seiner Conference, fliegen ihm nur so zu. Viel wichtiger jedoch: Zo hat auch die Lektionen, wie man sich abseits des Feldes zu verhalten hat, gelernt und fokussiert sich mehr und mehr auf den Basketball. Georgetown-Coach John Thompson muss ihn des Öfteren gar davon abhalten, zu viele Extraeinheiten einzulegen, damit sich sein Star nicht schon beim Training völlig verausgabt.

 

 


Nach der Saison ist klar, dass Mourning einer der talentiertesten Big Man der Welt ist – und damit nun wirklich langsam in die NBA gehört. Als zweiter Spieler des Drafts 1992 geht er nach Shaquille O'Neal über den Ladentisch. Neuer Arbeitgeber: die Charlotte Hornets.


Für diesen liefert „Zo“ eine beeindruckende Rookie-Saison ab: 21,0 Zähler, 10,3 Rebounds und 3,5 Blocks zaubert der inzwischen 23-Jährige allabendlich auf das NBA-Parkett. Gemeinsam mit Sophomore Larry „Grandma“ Johnson lässt er die Hornets-Fans von Größerem träumen, nachdem im Vorjahr nur 31 Siege gelungen waren. Tatsächlich gelingt Charlotte der Sprung in die Endrunde. In der ersten Runde werden die Boston Celtics um die Alt-Stars Kevin McHale und Robert Parish mit 3-1 aus dem Weg geräumt. Zwar ist in der zweiten Runde gegen die New York Knicks Schluss, das junge Team der Hornets – allen voran Mourning – kann jedoch ein Ausrufezeichen setzen. Mourning selbst liefert mit dem Buzzerbeater über die Celtics in Spiel vier, was den Einzug in die zweite Runde bedeutet, das Highlight seiner Rookie-Saison.

„Zos“ zweite Spielzeit in der besten Liga der Welt scheint anschließend unter keinem guten Stern zu stehen. Die Hornets verpassen gar die Playoffs; Mournings Leistungen sind zwar konstant gut, aber lassen kaum Verbesserungen erkennen. Zudem verpasst er über 20 Partien auf Grund unterschiedlichster Verletzungen. Immerhin kann er im Sommer 1994 mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft die Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Kanada holen.

Die Spielzeit 1994/95 verläuft ebenso kritisch wie die Vorsaison. Zwar können die Hornets in der regulären Saison 50 Begegnungen für sich entscheiden, doch hinter den Kulissen brodelt es. Zwischen „Grandma“ Johnson und Mourning schwelt ein Machtkampf, die beiden Stars Charlottes reden irgendwann kein Wort mehr miteinander. Zudem fragen die Hornets zwecks einer frühzeitigen Vertragsverlängerung bei „Zo“ nach; es zeigt sich, dass beide Parteien völlig unterschiedliche Vorstellungen haben: Mourning möchte angeblich rund 13 Millionen pro Spielzeit, während die Hornets maximal 10,5 Millionen zu zahlen bereit sind. Die diversen Unstimmigkeiten entladen sich schließlich in einem 1-3-Ausscheiden in der ersten Playoff-Runde gegen die Chicago Bulls.

Als die Hornets auch im Sommer keine Anstalten machen, Mournings Vertragsforderungen nachzukommen, ist eine Trennung von Spieler und Franchise der einzige Ausweg. Pat Riley, damals neuer Head Coach bei den Miami Heat, nutzt die Gunst der Stunde: Er macht den Hornets nicht nur das beste Angebot für deren Star, sondern sichert Mourning auch zu, Mittelpunkt der Heat-Offensive zu werden. Obendrein soll Riley Gerüchten zufolge bereits klar gemacht haben, dass er Mourning im Falle eines Trades fürstlich entlohnen würde. Die Hornets nehmen das Angebot aus Miami an, schnüren ein Paket und schicken ihren Big Man mit zwei Rollenspielern im Austausch für unter anderem Forward Glen Rice nach Florida.

Zwischen den Heat und Mourning entwickelt sich in den folgenden Jahren eine Kooperation, wie es sie in der NBA wahrhaft selten gibt. Der Center ist glücklich in Florida, weiß mit Riley einen Mann an der Seitenlinie, der offensichtlich ein großer Fan seiner Spielweise ist, und bekommt zudem das Geld, das man ihm in Charlotte nicht geben wollte: Nach einer noch durchwachsenen ersten Saison, in der für die Heat und Mourning noch in der ersten Playoff-Runde Schluss ist, unterschreibt Mourning 1996 einen Vertrag über sieben Jahre in Miami, dotiert mit insgesamt rund 105 Millionen Dollar. „Es war nicht nur wegen des Geldes. Ich fühlte, an dem perfekten Ort zu sein. Pat (Riley) war dabei ein wichtiger Faktor. Er sagte vor meiner Verpflichtung einfach: ‚Zo, komm nach Miami und lass uns anfangen zu arbeiten‘“, erzählt Mourning später einem Magazin. Das gute Arbeitsklima wirkt sich auch auf den Erfolg aus: 1996/97 holen die Heat 61 Siege – bis heute ein Franchise-Rekord –, gewinnen zum ersten Mal die Atlantic Division und starten mit besten Voraussetzungen in die Playoffs. Nach einem knappen Seriengewinn über die Orlando Magic triumphieren die Heat nach einer denkwürdigen Serie mit 4-3 über die New York Knicks und „Zos“ Erzfeind Larry Johnson. In den Conference Finals sind die Chicago Bulls daraufhin erneut Endstation für Miami. Der Hass zwischen Mourning und Johnson entlädt sich in der Folge jedoch immer wieder in Handgemengen.

In den folgenden Jahren sind die Heat zwar in der regulären Saison immer äußerst erfolgreich, in den Playoffs ist jedoch von 1998 bis 2000 jedes Mal gegen die Knickerbockers der Traum vom Titel zu Ende. Dennoch ist die Spielzeit 1999/00 die individuell erfolgreichste in Alonzo Mournings Karriere (21,7 PpG, 9,5 RpG, 3,7 BpG, 55,1% FG, 71,1% FT) – doch was bedeutet Erfolg schon, wenn es plötzlich um das eigene Leben geht?


„Als es diagnostiziert wurde, kam ich gerade mit einer frisch gewonnenen Goldmedaille aus Sydney zurück“, erzählt Mourning bei Hour of Power. „Ich war gerade aus einer fantastischen Saison gekommen, All-NBA-First-Team, All-Star, Verteidiger des Jahres, dazu die Geburt meiner Tochter. Ich war an einem sehr hohen Punkt in meinem Leben angekommen. Als ich aus Sydney zurückgekommen war und durch einen Preseason-Check gehen musste und diese besondere Nachricht hörte, fühlte ich mich völlig erniedrigt.“ Mourning leidet an einer schweren Nierenerkrankung, bei der beide Nieren Gifte nicht mehr ausscheiden können. Er kann nur 13 Spiele der Saison 2000/01 bestreiten, trotz der Einnahme von Medikamenten wird dem inzwischen 30-Jährigen das Spielen immer wieder unmöglich. In der darauf folgenden Spielzeit kann Mourning zwar den Großteil aller Heat-Partien absolvieren, mit durchschnittlich 15,7 Punkten und 8,4 Rebounds ist er jedoch weit entfernt von den Leistungen früherer Tage. Viel schlimmer als die niedrigeren Werte auf dem Basketballfeld: „Zo“ benötigt eine andere Niere. „Die erste Diagnose war, dass ich innerhalb eines Jahres eine Transplantation brauchen würde“, beschreibt Mourning. Weitere Untersuchungen zeigen, dass die beschädigten Nieren des Centers noch maximal vier Jahre funktionieren werden. Alle Versuche, einen passenden Spender zu finden, sind zunächst erfolglos. Schließlich meldet sich ein Cousin und lässt seine Nieren auf Verträglichkeit zu Mournings Körper testen. Als dieser gerade bei der Beerdigung seiner Großmutter ist, kommt die erlösende Nachricht: Sein Cousin kann ihm eine Niere spenden.

Der Rest ist Geschichte: Die Nierentransplantation am 19. Dezember 2003 verläuft glatt und der Center kommt äußerst schnell wieder auf die Beine. Die bewältigten Nierenprobleme sorgen jedoch dafür, dass Mourning mehr denn je über den Tellerrand des NBA-Geschäfts hinauszublicken beginnt: „Es hilft dir, innezuhalten, zurückzublicken und deine wahre Bestimmung hier zu erkennen.“ Er gründet unter anderem „Zo‘s Fund for Life“, eine Stiftung, die Geld für die Forschung und Behandlung von Nierenproblemen sammelt.

 

Das zweite Leben

Auch auf dem Basketballfeld geht es für „Zo“ früh weiter. Bereits vor seiner Operation hat er einige Spiele für seinen neuen Arbeitgeber, die New Jersey Nets gemacht, bei denen er im Sommer 2003 angeheuert hat; nun heißt es, sich langsam zurückzukämpfen. Zu Beginn der Spielzeit 2004/05 ist er wieder fit, glücklich wird er in East Rutherford jedoch nicht. Öffentlich beschwert sich Mourning über seine Rolle im Team. Das Management der Nets schiebt den Center schließlich ab, als sich die Möglichkeit ergibt, Vince Carter an die Ostküste zu holen. Mourning wird mit einigen Rollenspielern im Gegenzug für den Superstar zu den Toronto Raptors getradet.

Für die Kanadier läuft „Zo“ jedoch nie auf. Er lässt sich aus seinem Vertrag, der ihm noch rund neun Millionen Dollar garantiert hätte, herauskaufen und wird im Februar 2005 Free Agent. Sein Ziel ist klar: zurück in den Süden zu den Heat. Nur Wochen später steht sein Comeback bei der Franchise aus Florida fest. Doch die Situation ist nicht mehr die Gleiche wie noch einige Jahre zuvor: Die Heat sind ein anderes Team als das, in dem Mourning einst spielte; die Go-to-Guys heißen nun Dwyane Wade und (vor allem) Shaquille O'Neal. Doch „Zo“ hat durch die schwere Erkrankung gelernt, was Erfolg wirklich bedeutet, und reiht sich nunmehr im Alter von 35 Jahren hinter dem Diesel ein. Mit Wade auf dem Flügel, O'Neal im Zoneninneren, einigen soliden Ergänzungsspielern und der Energie von Rekonvaleszent Mourning preschen die Heat bis in die Conference Finals vor, wo erst die Detroit Pistons den Miami-Express aufhalten. Oft reicht „Zos“ Kraft nur für wenige Augenblicke auf dem Parkett, doch wie beim Sieg über die Pistons in Spiel fünf, als er in nur 15 Minuten Einsatzzeit fünf Zähler, fünf Rebounds und vier Blocks markiert, kann er eine Partie immer noch beeinflussen.
Das erfahren nicht zuletzt die Dallas Mavericks. Eine Saison später stehen die Heat 2006 in den NBA-Finals und früh mit dem Rücken zur Wand. Neben Wade und O'Neal ist es vor allem Mourning, der den Mavs mit seiner Aktivität am eigenen Brett, besonders im entscheidenden Spiel sechs (acht Punkte, sechs Rebounds, fünf Blocks), noch den Zahn zieht und den Heat die Meisterschaft sichert.

Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob „Zo“ nicht hinter dieses letztendlich so erfolgreiche Kapitel den Schlusspunkt seiner Karriere hätte setzen sollen; er tat es nicht und fügte damit seiner Laufbahn ein weiteres schmerzhaftes hinzu.


Atlanta am 19. Dezember 2007. In der Philips Arena treffen die Heat auf die Hawks. Kein Duell für Basketball-Puristen, beide Franchises sind dieser Tage dort anzutreffen, wo man sie auch auf einer Landkarte der USA findet: relativ weit unten. Bei den gealterten Heat ist schon längere Zeit kein Championship-Geist mehr zu finden. Kein Wunder also, dass die Partie mehr oder minder vor sich hin plätschert. Kurz vor Ende des ersten Viertels passiert dann doch noch etwas, das die wenigen Fans in der Halle von den Sitzen lockt: Beim Korblegerversuch von Hawks-Guard Mario West geht Alonzo Mourning unglücklich zu Boden; die Schmerzensschreie des Centers sind nicht zu überhören. Der 37-Jährige hält sich mit einer Hand das Knie und schlägt mit der anderen, zur Faust geballt, verzweifelt auf das Parkett. Wenige Stunden nach der Partie das vernichtende Urteil für einen, der seine Karriere im Sommer 2008 anständig ausklingen lassen wollte: Bruch der Kniescheibe, dazu zig gerissene Bänder.

Mourning wirft seinen Plan vom Rücktritt bereits im Krankenstuhl über Bord. Er will noch einmal auf das Feld zurück - so hatte der letzte Auftritt nicht sein sollen. Während „Zo“ hart am Comeback arbeitet, hält Pat Riley auch zu Beginn der aktuellen Saison stets einen Platz für ihn im Kader der Heat frei. Doch irgendwann kommt die Einsicht. Bei Alonzo Mourning kommt sie auf der Rückreise vom „Inauguration Day“, den er in Washington mit seiner Familie verfolgt hat. Auch ihm scheint Obama klar gemacht zu haben, dass es irgendwann eben einem Wechsel bedarf.

Als die finale Pressekonferenz von „Zo“ am vergangenen Donnerstag beinahe zu Ende ist, meldet sich noch jemand in der ersten Reihe zu Wort. „Nun, Alonzo“, fragt seine Ehefrau Tracy, „was wirst du mit all der Freizeit machen, die du haben wirst?“ Mourning schaut sie kurz an, es werden einige Worte im Flüsterton gewechselt. Dann lächelt er. „Nun, ich werde daheim das Geschirr spülen, den Müll herausbringen und die Fenster putzen.“ Eine neue, etwas andere Aufgabe im Leben des Alonzo Mourning. Er wird sie ebenso meistern wie die vorigen, denn wir wissen ja: Glaube, Fokus, Triumph.

Joshua Wiedmann

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