Wenn die Werte nicht stimmen, stimmt die Leistung nicht
- Daniel Schnelting
Netzathleten: Seit wann weißt Du von Deiner Erkrankung?
Daniel Schnelting: Ich war fünf Jahre alt, als der Arzt bei mir Diabetes Typ 1 festgestellt hat. Ich lebe also seit 17 Jahren mit der Krankheit.
Netzathleten: Für Dich war die Krankheit also kein Schock?
Daniel Schnelting: Für mich gehören Diabetes und Insulin zum täglichen Leben dazu. Bis ich 13 war hat meine Mutter die Diabetes behandelt, seitdem mach ich das selber.
Netzathleten: Beeinträchtigt Dich die Krankheit beim Training?
Daniel Schnelting: Nicht wirklich. Ich habe vor neun Jahren mit der Leichtathletik angefangen. Seit 2002 betreibe ich den Sport professionell und trainiere fünf- bis sechsmal in der Woche. Die Krankheit stört mich dabei kaum. Ich muss halt regelmäßig meine Blutzuckerwerte messen und Insulin spritzen. Die Werte waren bisher immer gut. Insofern habe ich keine Einschränkung.
Netzathleten: Musst Du im Training oder vor einem Wettkampf bestimmte Dinge beachten?
Daniel Schnelting: Das kommt ein bisschen auf meine Blutzucker-Werte an. Wenn ich eine harte Trainingseinheit oder einen Wettkampf absolvieren will, muss ich darauf achten, etwas weniger Insulin zu spritzen. Wenn die Einstellung nicht passt, bin ich auch nicht so schnell. Das merke ich schon.
Netzathleten: Kann es für Dich gefährlich sein, mit Diabetes Sport zu treiben?
Daniel Schnelting: Im Grunde genommen nicht. Das größte Risiko wäre, zu unterzuckern. Dagegen habe ich immer ein Notfallpaket mit Traubenzucker, Schokoriegel und Apfelsaft dabei. Da ist genug Zucker drin, um den Blutzuckerspiegel wieder auf ein normales Level zu bekommen.
Netzathleten: Hast Du im Training oder bei Wettkämpfen einen Arzt dabei?
Daniel Schnelting: Ich muss meinen Blutzuckerspiegel halt regelmäßig kontrollieren. Wenn die Werte stimmen, brauche ich keinen Arzt. Zur Kontrolle gehe ich alle drei Monate zum Doktor und lasse meine HbA1c-Werte überprüfen. Dieser Wert war bisher immer in Ordnung, insofern brauche ich auch keinen Arzt. Die einfachste Methode um festzustellen, ob es mir gut geht, ist meine Leistung. Stimmen die Werte nicht, stimmt auch die Leistung nicht.
Netzathleten: War die Krankheit auch daran schuld, dass Du beispielsweise bei der EM 2006 verletzungsbedingt absagen musstest?
Daniel Schnelting: Nein. Die EM 2006 war einfach nur Pech. Es war eine Verletzung, die jedem gesunden Athleten hätte passieren können. Aber als Diabetiker neigt man theoretisch eher zu Muskelverletzungen. Man bekommt leichter Verspannungen oder Muskelkrämpfe. Darum nehme ich beispielsweise mehr Magnesium zu mir. Probleme habe ich wegen der Krankheit noch nicht gehabt.
Netzathleten: Wenn Du gerade die Ernährung ansprichst. Musst Du beim Essen auf bestimmte Dinge achten?
Daniel Schnelting: Ich kann natürlich nicht alles essen, was ich will. Aber das kann kein Sportler. Ich muss wie jeder Athlet auf meine Ernährung achten und mich gesund und ausgewogen ernähren. Aber ansonsten gibt es keine Einschränkungen. Ich muss meinen Blutzuckerspiegel kontrollieren und Insulin spritzen. Das ist der einzige Unterschied zu einem gesunden Sportler.
Netzathleten: Insulin steht auf der Dopingliste. Hattest Du bisher schon einmal Probleme deswegen?
Daniel Schnelting: Ich werde wie jeder andere Athlet kontrolliert. Im Training, nach einem Wettkampf und unangemeldet bei mir zuhause. Als Diabetiker habe ich eine Ausnahmegenehmigung, mit der ich Insulin anwenden darf. Die Einstellung des Insulins entspricht dabei der Menge, die im Körper eines gesunden Menschen produziert wird. Probleme habe ich bei einer Dopingkontrolle noch nie gehabt.
Netzathleten: Glaubst Du, dass Du durch die Diabetes anderen Athleten gegenüber benachteiligt bist?
Daniel Schnelting: Benachteiligt nicht. Aber ohne die Diabetes wäre vieles natürlich schon einfacher. Ich müsste nicht ständig meine Werte kontrollieren und nicht immer aufpassen, dass der Blutzuckerspiegel nicht sinkt. Aber es geht. Und meine Leistung scheint ja auch zu stimmen.
Netzathleten: Für Peking bist Du nicht nominiert worden. Wie schwer war das und was hast Du Dir für die Zukunft vorgenommen?
Daniel Schnelting: Olympia war eine große Enttäuschung. Aber ich schaue nach vorne. Ich würde bei der WM 2009 in Berlin gerne ins Halbfinale kommen. Das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2012. Da möchte ich ins Finale kommen.
Das Interview führte Christian Riedel
Details
-
Star Bild:
-
Star Vita:
Daniel Schnelting ist am 9.3.1986 in Borken geboren. Er ist Leichtathlet und ist auf den 200m Sprint spezialisiert. Schnelting startet für die LAZ Rhede. Sein Trainier ist Franz-Josef Emmerich. Daniel ist 1,95 m groß und wiegt 93 kg.
-
Star Erfolge:
2x Junioren Europameister, 2x deutscher Meister (2006, 2008)