Die Angst fährt mit - Interview mit DSV-Fahrer Dominik Stehle picture-alliance

Die Angst fährt mit - Interview mit DSV-Fahrer Dominik Stehle

  • Nils Borgstedt
Dominik Stehle ist eine der männlichen Hoffnungen im Deutschen Skiverband. Der Slalomspezialist gab sein Weltcup-Debüt im Jahr 2007, erste Weltcuppunkte erreichte er durch den 19. Platz beim Slalom in Levi, 2008. Seinen bisher größten Erfolg verbuchte er bei den Deutschen Meisterschaften 2007, als er – in Abwesenheit von Felix Neureuther – die Goldmedaille im Slalom holte.

Aber Stehle hat in seiner jungen Karriere auch Rückschläge hinnehmen müssen. Gerade als er sich an die Spitze des Herren-Teams heran gekämpft hatte, warf ihn ein Kreuzbandriss zurück. Kaum verheilt, riss das gleiche Band erneut und der Fahrer vom SC Obermaiselstein viel wieder verletzungsbedingt aus. Im Interview erzählt er, wie er es geschafft hat, diese schwere Zeit zu überstehen und vor allem wieder auf die Skipiste zurückzukehren.

netzathleten: Dominik, die letzten zwei Saisons bist Du praktisch komplett ausgefallen. Schuld waren die beiden Kreuzbandrisse im linken Knie. Ist es sehr schwer nach einer solchen Leidenszeit wieder zurück zu kommen? Ist das vor allem eine Kopfsache?
Dominik Stehle: Am Anfang geht man relativ unbefangen an die Rennen ran. Da weiß man nicht genau was auf einen zukommen kann, wenn man stürzt. Wenn man das Ganze aber dann schon einmal durchgemacht hat, dann kann es bitter sein. Man weiß genau was passieren kann und welche Herausforderung auf einen wartet. Es ist also auf jeden Fall eine Kopfsache, ja.

netzathleten: Hat es bei Dir persönlich lange gedauert bis Du Dich nach der Verletzung wieder richtig getraut hast Gas zu geben?
Dominik Stehle: Nach dem ersten Mal ging es eigentlich relativ schnell bis ich mich wieder getraut hab. Aber inzwischen, nach dem zweiten Riss, gibt es schon immer noch Situationen in denen ich zurückziehe, in denen ich früher ohne nachzudenken mehr Risiko gefahren wäre.

netzathleten: Was sind das für Situationen?
Das ist unterschiedlich, aber wenn beispielsweise die Sicht schlecht oder die Piste in keinem guten Zustand ist, dann nehm ich schon das Gas raus, weil ich mich an meine Verletzungen erinnere.

netzathleten: Haben die Verletzungen auch etwas positives bei Dir bewirkt?
Dominik Stehle: Ich denke aus den Verletzungen kann man lernen. Klar ist das schlecht, wenn man während oder schon vor dem Rennen an die Verletzung denkt. Das kann einen schon blockieren. Aber muss man auch erst lernen, es in den richtigen Momenten nicht zu übertreiben. Gerade die erfahrenen Läufer, die auch schon Verletzungen hinter sich haben und schon lange dabei sind, können einem dabei weiterhelfen mit einer solchen Situation umzugehen.

netzathleten: Jetzt hast Du die erfahrenen Läufer schon angesprochen… Hast Du Vorbilder im Rennzirkus, beziehungsweise überhaupt Vorbilder?
Dominik Stehle: Ich nenne eigentlich ungerne Vorbilder. Klar hat man Kontakt zu anderen Läufern und versucht sich bei denen Dinge abzuschauen – ich beispielsweise trainiere häufig mit Manfred Langer oder Reini Herbst zusammen – aber eine bestimmte Person, der ich nacheifere habe ich nicht.

netzathleten: Im Deutschen Herrenteam gibt es mit Felix Neureuther auch einen, der Weltcup-Siege einfährt. Motiviert das besonders, wenn man einen im Team hat, der in der Weltspitze mitfährt?
Dominik Stehle: Ja, das ist echt super. Vor allem ist der Felix jemand, der auch im Training die Messlatte immer sehr hoch legt. An seinen Zeiten kann man sich orientieren, da weiß man immer wo man steht. Eigentlich gibt er im Training immer die Zeit vor, die es zu schlagen gilt. Das ist ein guter Gradmesser.

netzathleten: Der Felix kommt aus Garmisch und da ist ja diese Saison…
Dominik Stehle: …die Heim-WM.
Genau. Der Felix will um die Medaillen mitfahren. Was sind Deine Ziele für die WM-Saison?
Dominik Stehle: Ich will mich auf jeden Fall für die Heim-WM in Garmisch qualifizieren. Und das wird schon schwer. Meine beste Weltcup-Platzierung ist bisher der 19. Rang. Die internen Kriterien sind entweder zwei Mal unter die besten 15 oder einmal unter die Top 8 zu fahren. Und der 19. Platz ist ja nicht so weit von Platz 15 entfernt. Insofern denke ich die WM-Qualifikation ist realistisch.

netzathleten: Danke für das nette Gespräch und viel Erfolg für die kommende Saison.

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